Die Geschichte Thailands beginnt im 10. Jahrhundert mit der Einwanderung ethnischer Thai aus den Heimatregionen ihrer Vorväter im Süden Chinas in die Regionen von Südostasien. Vor jener Zeit waren die Mon, die Khmer und die Malaien die Herrscher in diesen Gebieten. Die Thai gründeten ihre eigenen Königreiche, eines in Sukhothai und eines in Ayutthaya. Diese Staaten kämpften ständig gegen einander, während sie gleichzeitig von den Khmer, den Burmesen und den Vietnamesen bedroht wurden. Erst viel später, nämlich im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Thailand durch die europäischen Kolonialmächte gefährdet, doch war es in der Lage, als einziges südostasiatisches Land, sich gegen die Kolonialisierung zu wehren. Dies ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass Thailand während des 19. Jahrhunderts von einer Reihe äusserst fähiger Monarchen regiert wurde, die es verstanden, sich die Rivalität der Kolonialmächte, Frankreich und Grossbritannien, die Indochina bzw. Burma beherrschten, zunutze zu machen und somit ihr eigenes Land vor der Kolonialisierung bewahrten. Trotz alledem wurde Thailand gezwungen, drei seiner südlichsten Provinzen abzutreten, die heutzutage malaysisches Staatsgebiet sind. Eine vierte dieser überwiegend von Muslimen bewohnten Provinzen, Pattani, gehört bis heute zum thailändischen Staat und ist in den vergangenen zehn Jahren zum Schauplatz blutiger ethnischer Auseinandersetzungen geworden.

    Seit eine unblutige Revolution im Jahr 1932 der absoluten Monarchie ein Ende bereitete, ist Thailand von einer ganzen Reihe von Militärregierungen geführt worden, und erst in den 80er Jahren ist schliesslich ein demokratisches System eingeführt worden.

    Seine Majestät König Maha Vajiralongkorn (Rama X)

    Thailand hat es als einziges südostasiatisches Land fertiggebracht, der Kolonisierung zu entgehen

    Aufgrund der geographischen Lage des Landes ist die thailändische Kultur stets von anderen Kulturen der Region, wie der indischen und der chinesischen, beeinflusst worden. Das buddhistische Königreich Sukhothai wird jedoch allgemein als der erste siamesische Staat angesehen. Es wurde im Jahr 1238 gegründet, zu einer Zeit, da das Khmer Reich zu zerfallen begann und schliesslich im 15. Jahrhundert gänzlich zusammenbrach.

    Während des 16. Jahrhunderts unterlag Sukhothai dem mächtigeren Königreich Ayutthaya, das im 14. Jahrhundert entstanden war. Nachdem Angkor im Jahr 1431 von siamesischen Truppen zerstört worden war, wurden mehr und mehr Gebräuche der Khmer und deren Kultur von den Siamesen von Ayutthaya angenommen. Als die Burmesen dann im Jahr 1767 Ayutthaya eroberten, wurde Thonburi unter der Herrschaft von König Taksin dem Grossen vorübergehend die Hauptstadt von Thailand.

    Die moderne Ära der thailändischen Geschichte hat ihren Anfang im Jahr 1782 zur Zeit des Königs Rama I, der der Gründer der Chakri Dynastie ist und Bangkok zur Hauptstadt des Reiches machte. Wie bereits erwähnt, wurde die absolute Monarchie im Jahr 1932 durch eine konstitutionelle Monarchie ersetzt. Doch seit jener Zeit ist Thailand von einer politischen Krise in die nächste geschlittert.

    Während des 2. Weltkriegs stellte sich Thailand, wenn auch unter Druck, auf die Seite der Japaner und wurde somit zur Operationsbasis für die japanische Kampagne gegen Malaysia. Im Juli 1944 verbündete sich die Regierung wieder mit den Westmächten. Während des Vietnam-Krieges benutzten amerikanische Truppen Thailand, und insbesondere Pattaya in der Provinz Chonburi, als Fronturlaubsstandort und Map Ta Phut (U-Tapao) wurde zum Landeplatz für amerikanische Flugzeuge, die ihre Bombenlast über Vietnam und Teilen von Kambodscha abwarfen.

    Der erste einer ganzen Reihe von militärischen Staatsstreichen fand im Jahr 1976 statt. Weitere folgten 1981 und 1985 und schliesslich im Jahr 1991, aufgrund dessen es im folgenden Jahr zu einem Volksaufstand kam, der vom Militär brutal niedergeschlagen wurde, ein Ereignis, das seither als der "Schwarze Mai" bekannt ist.

    In den folgenden Jahren entwickelte sich Thailand aufgrund seines rasanten Wachstums zu einer starken Wirtschaftsmacht in Südostasien. Die rosigen Zeiten endeten jedoch im Jahr 1997, als die thailändische Währung unter der Last riesiger Auslandsschulden plötzlich massiv an Wert verlor. Dieser Absturz hatte eine Kettenreaktion zur Folge, die die asiatische Währungskrise auslöste. Inzwischen hat sich Thailand von dem Schock erholt und befindet sich wieder in einem wirtschaftlich gesunden Zustand.

    Im Januar 2001 wurde Thaksin Shinawatra, der Vorsitzende der damals neu gegründeten Thai Rak Thai Partei, Ministerpräsident von Thailand. Dieser Milliardär der Telekommunikationsindustrie war äusserst beliebt, hauptsächlich aufgrund seiner populistischen Massnahmen. Doch als er im Jahr 2003 ankündigte, dass er dem Drogenhandel in Thailand ein Ende machen wolle, und rund 2.300 Menschen im Rahmen dieser Kampagne getötet wurden, begann seine Popularität zu schwinden.

    Derweilen brach am 26. Dezember 2004 ein gewaltiger Tsunami über 12 asiatische Länder herein, der auch grosse Gebiete von Thailands Andamanküste (Phuket, Phi-Phi, Krabi, Khao-Lak etc.) verwüstete, wo schätzungsweise 5.300 Menschen ihr Leben verloren.

    Trotz all der gegen ihn erhobenen Anschuldigungen der Korruption und vieler anderer "Unregelmässigkeiten", ging Thaksin ein Jahr später in die Geschichte ein, als er als erster Ministerpräsident des Landes zum zweiten Mal hintereinander ins Amt gewählt wurde. Doch seine Missetaten wurden ihm schliesslich zum Verhängnis, als er sein riesiges Telekommunikationsunternehmen für 2 Milliarden Dollar verkaufte, und nicht einen Pfennig Steuern dafür entrichtete. Thaksin wurde zum Rücktritt gezwungen, aber, wie ein Stehaufmännchen, bekleidete er schon wenige Wochen später abermals das Amt des Ministerpräsidenten. Doch dann, im September 2006, verübte das Militär unter der Führung des Generals Sonthi Boonyaratglin einen weiteren Staatsstreich, während Thaksin sich in New York aufhielt, wo er an einer Sitzung der UN Generalversammlung teilnahm.

    Thailand wurden in den Jahren 1976, 1981, 1985, 1991 und 2006 militärische Staatsstreiche verübt. Alle diese Umstürze haben die Ausländergemeinde kaum tangiert

    Thaksin ging daraufhin ins selbst auferlegte Exil, während seine Thai Rak Thai Partei vom Verfassungsgericht aufgelöst wurde. Das Militär setzte derweilen eine Interimsregierung ein, welche die Staatsgeschäfte weiterführte, bis im Dezember 2007 neue Parlamentswahlen abgehalten wurden, die die People Power Partei gewann, deren Mitglieder zum grössten Teil Politiker der ehemaligen Thai Rak Thai Partei waren.

    Thaksin kehrte im Februar 2008 nach Thailand zurück und erklärte, dass er bereit sei, sich vor Gericht gegen die gegen ihn erhobenen Klagen zu verteidigen. Als jedoch seine Frau, Potjaman Shinawatra, wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren Gefängnis verurteilt wurde und Thaksin selbst es versäumte, zu einem Gerichtstermin zu erscheinen, ergriff das Ehepaar die Flucht und verliess das Land. Das Meiste ihres riesigen Vermögens mussten die beiden allerdings zurücklassen, denn das war nach dem Coup vom Militär eingefroren worden. Thaksin wurde später der Korruption für schuldig befunden und in Abwesenheit zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.

    Die neue Regierung der People Power Partei hielt jedoch ebenfalls nicht lange, weil viele Menschen in Thailand, hauptsächlich Geschäftsleute aber auch Gruppierungen der Mittelklasse, unzufrieden darüber waren, von Politikern der früheren Thai Rak Thai Partei regiert zu werden. Massendemonstrationen zwangen die Regierung schliesslich zum Rücktritt. Sie wurde offiziell am 2. Dezember 2008 vom Verfassungsgericht aufgelöst, mit der Begründung, sie habe sich während der Wahlen des Jahres 2007 des Wahlbetrugs schuldig gemacht.

    Am 15. Dezember 2010 wählte das Parlament Abhisit Vejjajiva, den Vorsitzenden der Demokratischen Partei, zum Premierminister von Thailand. Doch nur kurz danach hatte eine demokratische Wahl die Schwester des ehemaligen Landesführers, Yingluck Shinawatra, das erste weibliche Staatsoberhaupt in der Geschichte der Nation, mit einem Erdrutschsieg in die Top-Position gehievt.

    Doch Ende 2013 keimten erneut Proteste auf, welche durch einen ehemaligen Oppositionsführer, der das Ende des Thaksin-Gebietes forderte initiiert wurden. Als Reaktion auf diese Proteste löste Yingluck das Parlament Ende 2013 auf und schlug eine Neuwahl vor, welche von den Anti-Regierungs-Demonstranten vereitelt wurde.

    Nach zahlreichen Machtkämpfen in der Politik und auf den Strassen der Grossstädte des Landes, hat das Verfassungsgericht entschieden, dass Yingluck als Premierministerin zurückzutreten hat. Im August 2014 wurde sie durch den Armeechef General Prayut Chan-o-cha ersetzt der später das Kriegsrecht erklärte. Die herrschende Junta hat versprochen, freie Wahlen abzuhalten. Doch will sie erst eine neue Verfassung auf den Weg bringen sowie Frieden und Versöhnung in Thailand sehen.

    Am 13. Oktober 2016 verstarb König Bhumibol Adulyadej im Alter von 88 Jahren in Thailands Hauptstadt Bangkok. Fünfzig Tage später stieg sein Sohn Maha Vajiralongkorn Bodindradebayavarangkun im Alter von 64 Jahren auf den Thron als Thailands Zehnter König der Chakri-Dynastie.

    General Prayut Chan-o-cha